Bewertung in der Schule: die Noten
Das Thema Bewertung macht ja auch das Fass der „Benotung“ in der Schule auf. Und ähnlich, wie schon der Begriff „Bewertung“, ist das ein Fass ohne Boden. Beide Begriffe jucken mir in den Fingern und ich könnte wirklich schreiben und schreiben und schreiben… Ich versuche mich aber heute mal auf eines meiner studierten Fächer, nämlich Deutsch, zu konzentrieren… Und ich versuche nur EIN PAAR GEDANKEN loszuwerden ;-), versprochen.
Thema „Aufsätze“
Ich hatte eine Kollegin, die die Aufsätze immer mehrmals gelesen und drei „Bauchnoten“ gemacht, um dann den Durchschnitt dieser drei Noten unter den Aufsatz zu schreiben. Findest du das einen fairen Weg der Bewertung?
Was auch häufig gemacht wurde: Der Feedbackbogen. Eine transparente Auflistung aller Kriterien, die ein „guter Aufsatz“ erfüllen muss. Jeweils zugeordnet wurden Punkte, welche addiert dann zur Note geführt haben. Eine Überschrift gab also maximal drei Punkte und sobald da eine Überschrift stand, war ein Punkt von x Punkten sicher.
Manche Kollegen haben die Bewertung der Rechtschreibung einfließen lassen, andere eher weniger. Im Punktesystem gab es dann zum Beispiel 5 Punkte für „Rechtschreibung“ und je nach Anzahl der Fehler einen Punkteabzug.
Ich habe Kollegen:innen kennengelernt, die super gerne Aufsätze korrigiert haben und andere, die sich lieber über eine Diktatkorrektur hergemacht hätten. Ach, …
Diktat: Auch ein gutes Thema!!
Was wird im Diktat denn eigentlich bewertet? Vermeintlich gilt es ja als „Rechtschreibnote“. Doch ist es wirklich eine Rechtschreibnote?? Ich finde, dass die Kinder im Diktat danach bewertet werden, wie gut sie hören und wie schnell sie schreiben können? Ihre Ausdauer wird geprüft, denn sie müssen sich echt lange konzentrieren und immer wieder zwischen dem Rechtschreibwissen und dem motorischen Können hin und her wechseln. Sie müssen die Wörter kennen und verstehen, am besten auch den gesamten Text erfassen, während sie sich nur auf ein Wort konzentrieren…
Und dann kommt da eben der Lehrer / die Lehrerin… mit unterschiedlichen Ansprüchen, Vorstellungen und auch mit unterschiedlicher Stimmung und Sympathie aus verschiedenen Beschlüssen der Fachkonferenzen in den ganzen Städten und Bundesländern anders… Und jetzt vergleichen wir eine 2 in Deutsch in Schule A mit einer 2 in Deutsch in Schule B.
Und überhaupt, was vergleichen Noten denn eigentlich noch?
Sie vergleichen die Leistung von Fritz im Verhältnis zu seiner Klassenkameradin Frieda.
Wäre es nicht clever den Vergleich von Fritz am Anfang des Themas zu Fritz am Ende des Themas zu ziehen? Hat er dazu gelernt, sich weiterentwickelt, …?
Otto Herz sagt „Schule hat die Aufgabe, Gelingen zu organisieren und nicht Misslingen zu dokumentieren.“ Was genau machen wir in den Schulen von HEUTE??
Warum Noten uns Eltern in die Bredouille bringen?
Guten Noten sagen rein gar nichts darüber aus, wie kreativ, teamfähig, kommunikativ, kritisch, flexibel, lösungsorientiert, reflektiert oder tolerant ein Kind ist. Und sind nicht genau DAS die Wörter, die wir verwenden würden, um zu beschreiben, was ein Kind im 21. Jahrhundert „können oder wie es sein sollte“?
Wechsel mal kurz die Perspektive: Wie wichtig wäre es dir, zu wissen, dass dein Arzt, der dich gerade operiert, im Abi vor 20 Jahren eine 1,2 hatte?
Oder wie wichtig ist es dir zu wissen, welche Noten die Erzieherin im Kindergarten in ihrer Ausbildung hatte?
Hast du schon jemals einen Menschen, der fest im Berufsleben steht, nach seinen Noten gefragt?
Mal Hand auf‘s Herz an alle Eltern: Wie wichtig sind euch die Noten eurer Kids wirklich?? Warum? Und warum? Warum sind sie euch wichtig? Sind sie euch wichtig, weil ihr denkt,
- dass euer Kind gut ist, wenn es gute Noten hat?
- oder dass es mit guten Noten weiter kommt im Leben?
- es gäbe dann weniger „Probleme“? Für wen überhaupt?
Oder ist das nur so ein Allgemeinplatz, weil Du es gar nicht so genau weißt?
Warum sind euch die Noten der Kids wichtig?
Wir Eltern stehen doch eigentlich in einer echten Bredouille. Klar wissen wir, dass die Noten nichts über unser Kind sagen. Und doch fühlt es sich komisch anzusagen „Was du hast eine 5? Kein Problem. Das macht nichts.“ Warum fühlt sich das komisch an? Weil es in unserer Gesellschaft etabliert ist zu benoten. Uns Erwachsenen ist klar, dass die Kids in der Schule benotet werden und mit einem „guten“ Abschluss die Chance auf eine freie Berufswahl haben. Wir wissen, dass – auch wenn wir es uns ABSOLUT ANDERS wünschen würden – die guten Noten wichtig sind. Und in dieser Bredouille stecken wir. Jedes Mal, wenn eine „Note nach Hause kommt“, spielen unsere Engelchen und Teufelchen Theater. Sollen wir unserem Kind vermitteln, dass die schlechte Note nicht schlimm ist, oder sollen wir den Druck erhöhen oder mehr üben, damit sich die Noten verbessern?
Teilt uns super gerne mal eure sicherlich auch kritischen Meinungen zum Thema Noten mit. Wie geht ihr mit dieser blöden Situation um??
Klar: Die Gefahr, dass die Noten die innere Motivation zerstören und die Kids eher demotivieren, ist hoch. Besser gesagt: Das ist fast klar wie Kloßbrühe. Aber haben wir, solange sich in der Gesellschaft nichts ändert, wirklich eine Chance „anders“ mit der Benotung umzugehen??
Lerncoaching, um dein Kind zu stärken
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass wir das System nicht so einfach ändern können. Zumindest nicht so schnell, dass es UNSEREN Kids noch etwas bringt. Aber wir können unsere Kinder stärken, damit sie das System und damit auch den Druck, die Noten und den Rotstift wuppen, ohne daran zu zerbrechen. Lerncoaching kann da eine große Unterstützung bieten. Wenn es schon echt kritisch um die Situation zu Hause bestellt ist, dann sind unsere Coachingangebote für die Eltern sicherlich auch ein wichtiger Step und vor Allem: Die love•live•learn family school! Denn die wurde genau dafür entwickelt. Um euch zu stärken. Als Team.
Noch ein Buch-Tipp zu guter Letzt: Unter dem Titel „Mythos Bildung“ schreibt Aladin El-Madaalani über die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft. Echt extrem empfehlenswert für Alle unter euch, die „out of the box denken“ lieben.